Fibromyalgie – Erfahrungen einer Patientin in der Klinik am Steigerwald
Seit zehn Jahren leidet Simone Thomas (52) aus Rosenheim an Schmerzen. Zunächst zeigte sich bei ihr der krankhafte Prozess in Lipödemen. Dabei lagerte sich vermehrt Unterhautfettgewebe zunächst in den Oberschenkeln, später auch an den Hüften an. Zudem verstärkten Wasseransammlungen die Probleme. Diese Ödeme drückten schließlich auf die Nerven, verursachen dort Schmerzen. Schmerzen, die bei Simone irgendwann auf den ganzen Körper übergehen und schließlich in einer Fibromyalgie gipfelten.
Über ihre Erfahrungen mit Fibromyalgie und den Lipödemen, ihren Aufenthalt in der Klinik am Steigerwald hat sie mit uns gesprochen.
Können Sie uns kurz erklären, wie sich bei Ihnen die Krankheit zeigte?
Am Anfang habe ich durch die Lipödeme übermäßig viel an Oberschenkel und Hüften zugenommen. So viel, dass ich mit der Zeit 40 Kilogramm zugenommen habe. Die Ödeme drückten dann auf meine Nerven. Zunächst hatte ich lediglich Schulterschmerzen, die sich immer weiter ausbreiteten. Es fühlte sich an, als hätte ich einen Ganzkörperzahnschmerz. Wie ein Korsett haben sich die Fibromyalgie Schmerzen auf meinen Körper gelegt. Damit wurde ich immer unbeweglicher, jede Treppenstufe, die ich ging, war eine Qual. Hinzukamen noch Müdigkeit und schwere Erschöpfung. Ich schaffte es gerade so meinen Arbeitsalltag zu bewältigen, an Hobbys wie Radfahren oder Schwimmen war nicht mehr zu denken.
Wann haben Sie erfahren, dass Sie an Fibromyalgie leiden?
Erst sehr spät. Etwa fünf Jahre und ebenso viele Besuche bei verschiedenen Fachärzten hat es gedauert, bis eine Lymphologin, also eine Fachärztin für die Erkrankungen des Lymphsystems, mit ihren Erfahrungen die Fibromyalgie und Lipödeme erkannte.
Und ging es danach für Sie bergauf?
Zunächst war es erst einmal gut, einen Namen für meine Krankheit zu haben. Aber die Schmerzen der Fibromyalgie und die Lipödeme nahmen weiter zu. Die verschriebenen Schmerzmedikamente wollte ich aus Überzeugung nicht nehmen. Die Nebenwirkungen machen doch alles nur noch schlimmer. Die regelmäßigen Lymphdrainagen verschafften mir etwas Erleichterung, die empfohlenen Kompressionsstrümpfe hingegen verstärken nach meinen Erfahrungen den Fibromyalgie-Schmerz, so dass ich sie nicht getragen habe.
Wie ging es weiter?
Im März dieses Jahres überschritt ich irgendwann die 100kg-Marke meiner Waage. Das war die Initialzündung. So konnte es einfach nicht mehr weitergehen. Da ich mich als Tuina-Therapeutin schon seit vielen Jahren mit Chinesischer Medizin befasse, entschied ich mich für einen Aufenthalt in der Klinik am Steigerwald. Mein Mann war dort 2004 Patient, so dass ich die Klinik schon kannte. Ich selbst hatte 2015 sogar schon einmal einen Workshop der Klinik besucht.
Wie waren Ihre ersten Erfahrungen bei Fibromyalgie und den Lipödemen in der Klinik?
Zunächst ist die gesamte Atmosphäre in der Klinik sehr angenehm. Es wird sich sehr viel Zeit genommen, Therapeuten und Ärzte nehmen die Patienten ernst, hören zu und geben sehr wertvolle Tipps zur Lebensführung. Das merkt man gleich am ersten Tag. Das Aufnahmegespräch dauert zwei Stunden und darin wird alles erfragt, was relevant für die Entstehung meiner Fibromyalgie und den Lipödemen sein könnte. Welche Impfungen habe ich, welche OPs liegen zurück, welche Vorerkrankungen bestehen, wie ernähre ich mich, welchen Sport treibe ich, was macht der Beruf und vieles mehr sind Bestandteil des ersten Gespräches. Gleich am ersten Tag gibt es dann auch schon die ersten handfesten Vorschläge.
Welche waren das bei Ihnen?
Ich habe auf Vorschlag hin gleich mit dem sogenannten Abendfasten begonnen, bei dem man ab 16:00 nur noch Wasser und Tees zu sich nimmt. Das war merkwürdigerweise auch gar nicht schwer und ich habe während des ganzen Aufenthaltes in der Klinik beibehalten habe.
Die richtige Ernährung ist ja eine von vier wichtigen Säulen der Chinesischen Medizin. Wann begannen die anderen Therapien?
Nachdem die Ärzte gemeinsam beraten haben, welcher Therapieweg der richtige für mich ist, bekam ich am zweiten Tag meinen Therapieplan. Der wird übrigens jeden Tag für den Patienten neu angepasst. Enthalten sind die Arztgespräche, die Körpertherapien, Akupunktursitzungen aber auch Vorschläge zu Vorträgen, an denen man teilnehmen kann.
Welche Erfahrungen haben Sie mit den Chinesischen Arzneien gemacht, die ja die stärkste Wirkung haben?
In der ersten Woche waren meine Dekokte schon fertig zubereitet, in der zweiten Woche, als ich mich orientiert hatte, gab es eine Schulung durch die Apothekerin, wie man sich die Dekokte, also die Abkochung der Roharzneien, zubereitet. Mich haben die chinesischen Arzneien in den ersten zwei Wochen sehr müde gemacht, sie haben eine unheimliche starke Wirkung.
Welche Therapien helfen Ihrer Erfahrung nach noch besonders gut bei Fibromyalgie?
Mir haben die körpertherapeutischen Behandlungen sehr gutgetan. Auch das morgendliche Qigong um 7:30 bleibt mir in guter Erinnerung. Bei den Akupunktursitzungen habe ich sofort gespürt, dass im Körper etwas passiert und mobilisiert wird.
Welche Erfolge konnten Sie bis heute verzeichnen?
Nach der dritten Woche in der Klinik hat der Anspannungsschmerz der Fibromyalgie nachgelassen. Ich habe wieder etwas Gewicht verloren und wiege endlich wieder unter 100 Kilo. Mir geht es heute besser, aber ich bin noch nicht am Ende des Genesungsprozesses. Aber ich bin auf einem guten Weg. Ich habe mich mit meiner Krankheit auseinandergesetzt, kann mich heute besser so akzeptieren wie ich bin und stelle mir nicht mehr die Frage, warum ausgerechnet ich die Fibromyalgie und die Lipödeme bekommen habe.
Nun sind Sie seit einigen Wochen wieder zu Hause, was ist Ihnen an Chinesischer Medizin geblieben?
Ich trinke nach wie vor meine Dekokte. Zudem baue ich das Abendfasten immer mal wieder für zwei bis drei Tage in meinen Alltag ein. Ich versuche Stressfaktoren zu minimieren, denn sonst merke ich, dass der Schmerz wieder mehr wird. Auch Akupunktursitzungen nehme ich noch in Anspruch. Darüber hinaus trinke ich keinen Kaffee mehr.
Nun bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen den Aufenthalt in der Klinik bei Fibromyalgie nicht, wie haben Sie den Aufenthalt finanziert?
Ich habe das zunächst von meinen Ersparnissen bezahlt, denn ich bin der Überzeugung, dass man seine Gesundheit in die eigene Hand nehmen muss! Mach das, was für deine Gesundheit gut ist, alles andere lass weg. Was nützt mir ein neues Auto, wenn ich es aufgrund meiner Krankheit gar nicht richtig nutzen kann? Ich stehe derzeit aber auch noch in Kontakt mit meiner Krankenkasse und bin zuversichtlich, dass sie mir einen Teil der Kosten erstatten.
Würden Sie anderen die Klinik bei Fibromyalgie empfehlen?
Auf jeden Fall! Diese Medizin müsste viel mehr Menschen zugänglich gemacht werden. Hier wird genau auf jeden einzelnen Patienten geschaut, keiner ist gleich. Meine Fibromyalgie ist so, die eines anderen kann völlig anders sein. In der Klinik wird das genau beachtet und darauf eingegangen. Und die Schulmedizin hat letztendlich auch keine guten Optionen.
Vielen Dank, dass Sie so offen über Ihre Klinik-Erfahrungen bei ihrer Fibromyalgie und den Lipödemen gesprochen haben. Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft.
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