Und das Unkonventionelle dieser Begrüßungsgesten bringt sogar, besonders wenn der damit verbundene Balance-Akt spürbar wird, eine Art witzige Intimität zwischen den beiden auf. Aber das wird sich abnutzen. Insgesamt, und das beobachten wir besonders schmerzhaft bei Kindern in Schule oder Tagesstätte, findet gerade wohl eine Art Entleiblichung der Kommunikation im öffentlichen Raum statt. Dies ist vielleicht ganz im Sinne der Digitalisierungs-Propheten. Da reichen Auge und Ohr zur Kontaktpflege. Oder sollte man besser sagen: Zum Informationsaustausch. Denn körperlicher Kontakt ist ja noch etwas mehr. Er ist ein Elementarereignis, das immer wieder demonstriert: Die gesellschaftliche Natur des Menschen ist tief in seiner Leiblichkeit verankert. Ich will nur an die kleinen Kinder erinnern, die ohne körperlichen Kontakt verkümmern oder an die vielen Gesten leiblicher Kommunikation, die immer dann am Platz sind, wenn Worte nicht ausreichen. Oder der genannte Händedruck: als „Handschlag“ kann er sogar rechtlich bindende Verträge schließen; und wenn wir uns früher als Kinder nach einem Streit wieder vertragen haben, mussten wir uns, zur Bestätigung für die anderen, aber auch für uns selbst, die Hände reichen. Der körperliche Akt macht aus dem, was nur gesagt wurde, eine Tatsache.
Mit der hoffnungsvollen Erwartung, dass unser Reichtum kommunikativer Körperlichkeit bald wieder eine Chance bekommt Grüßt herzlich
Ihr Christian Schmincke
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