Dass Pflanzen auch bei schweren Krankheiten helfen können, war vor 500 Jahren Allgemeinwissen. Heute vertraut man sich eher den Produkten der chemischen Industrie an. Die Pflanzen gibt es zwar noch immer, soweit die moderne Landwirtschaft sie am Leben gelassen hat, aber das Wissen ist fast ganz verschwunden. Da ist es ein Glück, dass in einem, bis vor Kurzem rückständigen asiatischen Großreich, die Pflanzenheilkunde sich im Laufe der Jahrtausende zu weltweit einsamer Höhe entwickeln konnte und dass der Staat sie mit Subventionen geschützt hat vor der Verdrängung durch Aspirin, Penicillin und Co.. Aber die Suggestivkraft der Spritzen und Blister-Packungen ist auch in China so übermächtig, dass bei der jüngsten Pandemie die chinesische Regierung eingreifen musste: Präsident Xi hat die Ärzte verdonnert, die Seuche auch mit chinesischen Pflanzenrezepturen zu behandeln, nicht ohne Erfolg, wie man hört. Nehmen wir das als Zeichen, dass angesichts von Flächenfraß und Bodenvergiftung die Artenvielfalt, auch die der Pflanzen, eine Chance hat. Das wünschen wir nicht nur China, sondern auch uns. Damit wir irgendwann bei einem Spaziergang durch unsere Felder wieder an Zaunwicken, wildem Rittersporn, Klatschmohn, Glockenblumen, Schafgarbe, Rainfarn, wilden Möhren und anderen Doldenblütlern vorbeikommen. Ach wär das schön.
Mit diesem Traum an einem kalten Winterabend grüße ich Sie und wünsche Ihnen schöne von Kerzen erleuchtete Feiertage
Dr. Christian Schmincke
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